Die Brennerbande, Teil 08


Malandro schritt voran, so gut es eben ging, die anderen folgten ihm mit allen Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung standen. Sie stießen, kniffen und traten sich den Weg frei, um mithalten zu können. Alle zwei bis drei Kreuzungen blieb Malandro stehen und sie sammelten sich von neuem, denn wenn sie irgendwie hoffen konnten, wenn schon nicht ungeschoren dann doch ohne größere Verletzungen nach Hause zu gelangen, dann nur in der Gruppe.

Schließlich mußte Malandro jedoch vergeblich an einer Kreuzung warten, denn der Tross kam nicht hinterher. In höchster Alarmbereitschaft, die Hände um einen Stein geschlossen, den er schnell im gehen aufhob, folgte er seinen Spuren zurück. Kinder und Halbstarke waren schwer zu entdecken in dem Gedränge, er versuchte trotzdem die Menge mit seinen Blicken zu durchdringen.

Er brauchte jedoch nicht weit zu gehen, als er seine Freunde vor einer Gasse zwischen zwei Schreinen fand. Eine junge Frau hatte sich vor Walde gehockt. Sie hielten sich die Hände, gerade so, als wenn sie sich seit Jahren kennen würden, als wenn eine geliebte, alte und weise Tante oder vielleicht Großmutter mit ihrer Nichte oder Enkelin sprach. Verwirrt kam Malandro dem Paar näher. Wieso hatte er an eine alte Frau denken müssen, so jung wie sie aussah?

Als er nur noch zwei Schritte entfernt war, richtete die Frau ihren Blick auf ihn, stand auf und nickte ihm zu.

"Du brauchst keine Angst zu haben, ich habe eben nur mit der kleinen Walde gesprochen. Ich habe jetzt aber leider keine Zeit mehr." Damit deutete sie auf einige Menschen, überwiegend Frauen, die in der Gasse unter einem Baldachin auf Kissen saßen.

"Was seid ihr für eine Priesterin," brachte Malandro schließlich heraus. Sie lächelte.

"Ich bin keine Priesterin und bevor du fragst, ich diene auch keinem Gott. Ich helfe nur Menschen, die Hilfe benötigen, und ich glaube, ihr werdet bald meine Hilfe brauchen. Kommt doch morgen Abend noch einmal hierher, damit wir in Ruhe sprechen können." Sie hockte sich wieder hin: "Es geht um Walde." Und schon stand sie wieder, nickte den anderen zu und ging zurück zu ihrer kleinen Gemeinde, wenn man es so nennen konnte.

"Halt, was soll das bedeuten?"

Immer noch lächelnd drehte sie sich noch einmal um und erwiderte nur kurz: "Kommt bitte später wieder, jetzt ist nicht die Zeit." Und damit ließ sie sie stehen und die Jungs wußten, dass es vergeblich war, jetzt weiter in sie zu dringen. Nur Walde lächelte ein kleines Lächeln, gerade so, als hätte ihr jemand einen leckeren Bonbon gereicht, den sie immer noch zufrieden mit der Zunge im Mund hin- und herschob.

Sie lächelte den ganzen Weg zurück, sie lächelte sogar noch als sie abends ins Bett ging. Und sie lächelte am nächsten Morgen, als sie Walmo fragte, wann sie wieder zu der netten Frau gehen würden.

Die Kinder aus der Feldstrasse